Sonntag, 31. Oktober 2010

Hello Weens!



Jedes Jahr, wenn der Oktober in den November kippt, staune ich über diese Ironie der Weltgeschichte: Der Reformationstag und Halloween und Allerheiligen haben sich komplett vereinigt. Jack Thiessen, der wohl bekannteste plautdietsch-mennonitische Sprachkünstler, hängte gestern ein Bild mit einem furchtbar ekligen Gesicht, kunstvoll und gekonnt aus einem Kürbis geschnitzt, an eine private Email an einige Freunde. Ohne Kommentar. Er schien es lustig zu finden. Geschmacklos!? Tolle Kunst!? Das waren meine ersten Gedanken...

Dass sich in diesem Jahr in Stuttgart die Lutheraner aus aller Herren Länder trafen, unter anderem auch, um sich bei den Mennoniten für ein paar fiese und gemeine Dinge zu entschuldigen, fällt ebenfalls in diesen Kontext. Allein schon der Titel des Buches, aus dem ich das Foto (siehe oben) habe, spricht Bände - in der Sprache von Halloween und Reformation und aller Heiligen:
Der blutige Schauplatz oder Märtyrerspiegel der Taufgesinnten oder wehrlosen Christen, die um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen gelitten haben und getötet worden sind, von Christi Zeit bis auf das Jahr 1600
Diese blutige und illustrierte Horrorgeschichte von Thieleman Janz van Braght gehört zu den Anfängen mennonitischer Literatur. Auf dem ausgewählten Bild für diesen Blogeintrag wird Herr Van der Leyen in Gent hingerichtet. Etwas später gehören die mennonitischen Von-der-Leyens in Krefeld zu Europas größten Seidenwebern und -händlern. Heute verbinden wir diesen Namen ja immer noch mit den Themen Familie, Arbeit und einigen anderen Dingen, denen wir ausgeliefert sind...

Siehe auch Patientia Nostra - ein plautdietscher Kommentar von vor drei Jahren zum Thema katholisch-mennonitische Beziehungen

Dienstag, 26. Oktober 2010

Hinja jane Wenj













Et pessere manchmol
Schlajchte Sache opp eene goode Sted
En manchmol goode Sache opp
Eene schlajchte Sted

Wie dreie
En vedreie en keteie ons
Bett goot es
Bett ons schlajcht es
Bett aules to Enj es

Jo, wan mien Hoat nich meea schleit
Dit Lewe jeit to Enj
Woa etj von Freid en Fred keteit?
Doa hinja jane Wenj

* * *

Wenn jemandem etwas Schlimmes zustößt, und besonders, wenn es in meiner Nähe ist, wie jetzt Naemis Tod in Oerlinghausen, dann will ich so gerne an diese vorletzte Strophe von Amazing Grace glauben... Die evangelische Kirche in Helpup (Foto) war eigentlich ganz in Sonnenlicht getaucht, als ich sie diesen Sommer fotografierte...

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Christian, der Wulff



Für einige ist er der böse Wolf, der den Islam und seine Anhänger einfach mal als einen real existierenden Teil von Deutschland beschreibt. Für einige andere (irgendwo in der Türkei) ist er ebenfalls der böse Wolf, der dort die Christen besser integriert sehen möchte. Aber für die meisten ist er inzwischen wohl einfach Christian Wulff, der deutsche Integrationspräsident. Und er gefällt mir, wenn er so unaufgeregt und sachlich und konsequent diese Linie verfolgt: nicht polarisieren, das Gemeinsame betonen, Präsident von uns allen sein wollen.

Wirke ich ironisch, wenn ich glaube, dass Abdullah Gül vielleicht auch so einer ist?

Siehe auch: Integration 2010

Montag, 18. Oktober 2010

Elefant



Süß? Keine Ahnung. Aber stark. Und schlau. Und bestimmt auch hübsch und traumhaft exotisch und vielleicht sogar lecker wie Amarula, irgendwie. Und manchmal wahrscheinlich auch ein bisschen grob und klobig. Vielleicht ohne Absicht. Aber hin und wieder wird auf jeden Fall etwas platt gemacht. Einfach so. Ohne dass Herr oder Frau Elefant etwas merken würde. Mit der Wimper zuckt noch einmal kurz der Zerstörte. Wie neulich im Porzellanladen. Zum Glück war dieser eine Spiegel noch heile. König David schaute hinein und sah: Enfant terrible! Da war kein anderer Elefant! Und aus den Stoßzähnen hatte hier jemand schon längst diesen bescheuerten Elfenbeinrahmen für diesen noch blöderen Spiegel gebastelt. Ein mächtiges Durcheinander. Gehen oder aufräumen? Am besten sofort alles vergessen.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Sonntag, 10. Oktober 2010

Tasse Kaffee?



Daut Lewe es koddrich en lostich - soo's emma. Irjentwoo haft emma wea eenen Grunt tom Hiele en Stellsenne, en irjentwoo haft emma uck wea eenen Grunt tom Lache en Huppse. Sinnowent, Sindach, Bejrafnis, Jeburtsdach - vondoag schient dee Sonn ;)

Kein Kuchen: Morgen beginnt in Rom der Welternährungsgipfel - weil (oder obwohl?) derzeit nach Angaben der FAO weltweit rund 925 Millionen Menschen an Unterernährung leiden...

Sonntag, 3. Oktober 2010

Integration 2010


In Bremen wurde heute Deutschlands Wiedervereinigung gefeiert -- 20 Jahre! Dass Christian Wulff sich für seine Rede das Thema Integration von Sarrazin oder Wilders nicht klauen ließ, freut mich. Natürlich sind es zunächst nur Worte, aber immerhin von Deutschlands Bundespräsidenten! Hier ein paar Ausschnitte aus der aktuellen Rede:

Die Zukunft gehört den Nationen, die offen sind für kulturelle Vielfalt, für neue Ideen und für die Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem. Deutschland muss mit seinen Verbindungen in alle Welt offen sein gegenüber denen, die aus allen Teilen der Welt zu uns kommen.

Es ist Konsens, dass man Deutsch lernen muss, wenn man hier lebt. Es ist Konsens, dass in Deutschland deutsches Recht und Gesetz zu gelten haben. Für alle - wir sind ein Volk. Es gibt Hunderttausende, die sich täglich für bessere Integration einsetzen. Viele - zum Beispiel als Integrationslotsen - freiwillig, uneigennützig und ehrenamtlich.

Ja, wir haben Nachholbedarf. Ich nenne nur als Beispiele: Integrations- und Sprachkurse für die ganze Familie, mehr Unterrichtsangebote in den Muttersprachen, islamischen Religionsunterricht von hier ausgebildeten Lehrern.

Wir achten jeden, der etwas beiträgt zu unserem Land und seiner Kultur. Es gibt die Ärztin, den Deutschlehrer, den Taxifahrer, die Fernsehmoderatorin, den Gemüsehändler, den Fußballspieler, den Filmemacher, die Ministerin und viele weitere Beispiele gelungener Integration.

Morgen Vormittag muss ich wieder in die August-Bebel-Straße zu meinem Deutschkurs, äh, Integrationskurs. Der Job macht mir Spaß. Mindestens genauso gerne würde ich allerdings auch Plautdietsch in staatlich geförderten Kursen unterrichten. Zukunftsmusik? Blödsinn? "Mehr Unterrichtsangebote in den Muttersprachen" hat Wulff heute gesagt...

Siehe auch
Mal so, mal so

Happy Deutschday

PaM, PaF
Supersilber
Inte Gration